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Wühltischwelpen? Nein Danke!

Welpen

Profitmacherei  mit Lebewesen – Ursachenforschung 

 In den vergangenen Tagen machten sie wieder Schlagzeilen: so genannte Wühltischwelpen. Zu früh von der Mutter genommen, schlecht betreut durch halb Europa gekarrt – für den puren Profit.

 

Auch in Deutschland machen so genannte Züchter gute Geschäfte mit lebendigen Wesen – auf Kosten der Gesundheit der Tiere. Und auf Kosten der Menschen, die ein solches Tier bei sich aufnehmen. Aus diesem Grund hat citypets einmal auf eigene Faust recherchiert. Das Ergebnis: Wenn man allein die Kleinanzeigen bei ebay ansieht, wird einem schwarz vor Augen, so hoch ist die zahl der „angebotenen“ Hunde. 25.000 Welpen im Angebot allein in diesem „Verkaufsportal“.

Was uns stutzig gemacht hat: Die Welpenstatistik des Verbands für das deutsche Hundewesen, VDH, weist seit 1998 einen Rückgang der geborenen Welpen auf. Grund für uns, nachzufragen: Udo Kopernik, Pressesprecher des Verbands, nahm zu diesen Themen Stellung.

citypets: Aus der Welpenstatistik des VDH geht hervor, dass von 1998 bis 2010 ein Rückgang der Welpen von rund 106.000 auf nur noch 85.000 zu verzeichnen ist. Wie erklärt sich diese Entwicklung? Der „Markt“ ist nicht kleiner geworden?

Udo Kopernik: Wir lagen innerhalb des VDH sogar früher, Mitte der 90er Jahre, bei 124.000 Welpen pro Jahr. Es gibt leider jedoch keine handfesten statistischen Untersuchungen. Wir müssen wir allein auf die Schätzungen des Verbands für Heimtierbedarf verlassen. Die Zahl der Hunde in deutschen Haushalten ist mit ca. 5,1 bis 5,4 Mio. Tieren in Deutschland stabil über die letzten Jahrzehnte geblieben. 

citypets: Das Thema „Wühltischwelpen“ ist jedoch aktueller denn je – wie steht der VDH dazu? 

Udo Kopernik: Wenn man da in den wirtschaftlichen Begriffen bleiben will, hat es seine Gründe, dass unser Marktanteil immer weiter sinkt. Ein wesentlicher Grund ist, dass der VDH einen hohen Anspruch an Züchter stellt, auch was die persönliche Qualifikation betrifft. In Deutschland ist es ja traurigerweise so, dass man zwar keinen Wellensittich züchten darf ohne Schulung, Prüfung und amtstierärztlicher Zulassung, der sog. Sittichschein. Wer jedoch Hunde züchten möchte, und dies mit nur einem oder zwei Zuchttieren, dem ist das vollkommen unkontrolliert erlaubt. Das Tierschutzgesetz schreibt erst den Nachweis der Sachkunde vor, wenn jemand drei oder mehr zuchtfähige Hunde hält. Erst dann unterliegt ein potenzieller Züchter der Beobachtung des Amtstierarztes – sofern man sich da anmeldet. Wo jedoch kein Kläger, da kein Richter, und die Veterinärbehörden haben nicht die Kapazitäten, solche Situationen zu überprüfen. Dazu fehlen sowohl finanzielle Mittel als auch das Fachpersonal. Da entsteht also ein Freiraum, in dem unseriöse Züchter machen können, was sie wollen. 

citypets: Was kann man bei einem Züchter, der dem VDH angeschlossen ist, erwarten?

Udo Kopernik: Innerhalb unseres Verbandes haben wir eine Rahmenzuchtordnung, die unsere Mitgliedsverbände umsetzen müssen. Die Mindestanforderungen, die eingehalten werden müssen, kann jeder einsehen. Da wird schnell deutlich: Wir verlangen für Züchter eine Ausbildung. Damit Zuchtstätten, in denen Welpen aufgezogen werden, das bieten, was einer artgerechten und verantwortungsvollen Aufzucht gerecht wird. Das ist nicht nur für die Gesundheit der Tiere wichtig. Wesentlich entscheidender ist die der Sozialisierung und Prägung der Welpen – das hat bei verantwortungsvollen Züchtern einen hohen Stellenwert. 
Dazu haben wir, einmalig weltweit, Kontrollen, die wir dank der ehrenamtlichen Arbeit vieler Mitglieder durchführen können – das Zuchtwartsystem. In diesem föderalen System übernehmen  die Vereine die Überprüfung von Züchtern. So ist gewährleistet, dass während der Aufzucht ein Zuchtwart den Züchter ein bis zweimal überprüft, ob im Wurf alles seinen guten Gang geht. 
Schwarze Schafe können nie ausgeschlossen werden – aber es gibt Rahmenbedingungen, die einen artgerechten Umgang mit den Tieren sicherstellen sollen. 

citypets: Warum sind dann im VDH die Welpenzahlen rückläufig?

Udo Kopernik: Ein Grund, warum die Zahl der Hunde gleich bleibend ist, aber beim VDH bedeutend weniger Welpen gemeldet werden, ist natürlich dass sich manche Züchter diesem System entziehen. Warum sich den Prüfungen unterziehen, Fortbildungen machen – ich kann meine Hunde auch so züchten. D. h.,  Kontrollen haben nicht dazu geführt, dass Mißstände weniger werden. Wenn es Missstände gab, sind diese innerhalb des Verbandes weniger geworden. Tatsache ist, dass sich Züchter auch den Kontrollen des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine entzogen haben, sodass unser Einfluss zurückgegangen ist.

Im zweiten Teil des Interviews behandeln wir die Frage: Arbeiten seriöse Züchter des Profits wegen? 

Die Fortsetzung können Sie in wenigen Tagen bei citypets lesen!