Warum Katzen kratzen
Von Maniküre bis Selbstverteidigung
Warum Katzen kratzen? Sie tun es, weil Mutter Natur sie genau dafür perfekt ausgerüstet hat. Die Krallen der Katze sind ja kleine Wunderwerke der Natur. Sind sie gut gepflegt oder geschärft, sind sie spitz wie eine Stecknadel. Ausfahrbar, nicht so plump wie bei Menschen, wo der Nagel immer an der gleichen Stelle am Finger vor sich hin wächst. Und die Krallen von Katzen sind echt Multifunktions-Tools.
Funktion 1: Krallen.
Krallen meint: Beute in den Krallen so richtig festkrallen. Reinpieksen in die Beute. Damit sie nicht auf die Idee kommt, abzuhauen. Oder ab und an in menschliche Extremitäten krallen. Einfach so. Weil man möchte. Wer eine Katze oder einen Kater hat, der kennt das.
Funktion 2: Markieren.
Kratzen ist nonverbale Kommunikation. Wenn Katzen kratzen, setzten sie Signale. Genauer gesagt Duftsignale. In den Fußballen der Katze befinden sich Drüsen, die während des Kratzens Pheromone freigeben. In der freien Natur kratzen Katzen häufig an prominenten Stellen wie etwa Bäumen. Die Kratzspuren zeigen der Katze, wo sie ihre Duft-Markierung gesetzt hat, sie dienen also der Wiedererkennung der eigenen Zeichen.
Mit dem Kratzen an Möbeln oder der Wand setzt die Hauskatze Zeichen in ihrem Revier, der Wohnung. Dabei werden häufig auch Sofa, Tischbeine oder Tapeten nicht verschont. Abgewöhnen kann man ein solches Katzenverhalten nicht. Denn Kratzen gehört zu den grundlegenden Ausdrucksweisen der Katze, um ihr Revier für andere Katzen und ihre Bezugsperson zu kennzeichnen.
Funktion 3: Krallen schärfen.
Neben dem Katzen-Verhaltensmuster, durch Kratzen ihre Markierungen zu setzen wiederzufinden, hat das Kratzen an Gegenständen eine weitere Funktion. Es dient der Katze sozusagen zur „Maniküre“, also der Pflege und Schärfung der Krallen. Damit sie für den nächsten Einsatz wieder so richtig schön spitz und scharf sind.
Funktion 4: Spielaufforderung.
Ja, auch das kann sein. Bearbeiten Katze oder Kater ein Kratzmöbel ausgiebig und suchen dabei auch noch Blickkontakt mit Artgenossen oder Fellnasenbetreuern, kann das durchaus eine Aufforderung zum Spielen sein.
Funktion 5: Scharren.
Naja, nicht ganz Kratzen, passt aber in die Reihe. Denn das Scharren im Katzenklo zum Beispiel, um die Hinterlassenschaften mit Katzenstreu zu überdecken. Draussen in freier Wildbahn, wo man nicht immer eine schöne Kiste mit Streu zur Verfügung hat, werden auch schon mal die Krallen ausgefahren, um den Boden etwas zu lockern.
Funktion 6: Selbstverteidigung.
Passiert etwas, was der Katze oder dem Kater so richtig gegen den Strich geht, muss man damit rechnen, einen ordentlichen Pfotenhieb abzubekommen. Zum Beispiel, wenn man die Fellnase für den Tierarztbesuch in die Transportbox bugsieren möchte. Kratzen ist für Katzen eine Form der Selbstverteidigung – immer dann, wenn Fauchen oder Schreien wirkungslos scheinen und der Mensch nicht verstehen will, dass man mit der Gesamtsituation nicht einverstanden ist.
Dabei können Katzen jedoch extrem differenziert vorgehen. Gut sozialisierte Samtpfoten machen ihrem Namen alle Ehre – denn sie schlagen zuerst mal mit eingezogenen Krallen zu, verteilen also als erste Warnung nur einen Klaps. Sollte sich der Mensch jedoch uneinsichtig zeugen, werden als ultima ratio die Krallen ausgefahren. Und dann wird es unangenehmen – denn Kratzspuren von Krallen auf menschlicher Haut können schmerzhaft sein.